Leuchtturmprojekt in Kleinzell eröffnet

„Wohnen mit Service“ – innovatives Modell für gemeinschaftliches Leben und Wohnen im Alter

In Kleinzell im Mühlkreis wurde ein zukunftsweisendes Wohnprojekt eröffnet, das weit über die Region hinaus als Modellprojekt gelten kann: „Wohnen mit Service“ – ein innovatives Konzept für gemeinschaftliches Leben und Wohnen im Alter. Das Konzept dazu wurde im Agenda.Zukunft – Follow up-Prozess entwickelt.

 

Der Hintergrund ist so einfach wie dringlich: Immer mehr ältere Menschen leben heute allein – oft in Häusern, die zu groß geworden sind, und isoliert vom gesellschaftlichen Leben. Genau hier setzt „Wohnen mit Service“ an. In einem liebevoll und hochwertig adaptierten ehemaligen Gasthaus sind zehn barrierefreie Wohneinheiten entstanden, ergänzt durch großzügige Gemeinschaftsräume, Gartenflächen, eine Werkstatt sowie Praxisräume für Physiotherapie und eine Hebamme. Bei Bedarf unterstützen mobile Pflegedienste – ein Leben in Gemeinschaft mit Sicherheit, Würde und Selbstständigkeit.

 

Von der Agenda-Zukunft-Umsetzungsliste in die Realität

Drei Themen standen für Bürgermeister Klaus Falkinger ganz oben auf der Umsetzungsliste des 2019 gestarteten Agenda.Zukunft – Prozesses: Die Sicherung der Nahversorgung, die mit dem “Zeller Kaufhaus” vorbildhaft umgesetzt wurde; ein Jugendtreff, der ebenfalls realisiert wurde; und Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen. Mit dem Wohn- und Betreuungskonzept „Wohnen mit Service“ im ehemaligen Wiedersteinhaus ist auch der dritte Punkt abgehakt. Die Idee wurde im Rahmen des Agenda.Zukunft – Follow-Up Prozesses gemeinsam mit der SPES Zukunftsakademie entwickelt. Ziel war es, Leerstand in der Gemeinde sinnvoll zu nutzen und zugleich Antworten auf die demografischen Herausforderungen zu finden. Die aktive Einbindung der Bevölkerung erwies sich dabei als Erfolgsfaktor – vom Auswahlprozess des Standorts über die Konzeption bis zur Realisierung durch den eigens gegründeten Verein „Wohnen mit Service“. Auch beim Tag der offenen Tür zeigte sich das große Interesse der Bevölkerung – rund 400 Besucher*innen ließen sich begeistern.

„Eine gemeinschaftliche Wohnform im Zentrum unserer Gemeinde war ein lang ersehnter Wunsch. Wir alle haben große Freude mit dem gelungenen Umbau!“

Bürgermeister Klaus Falkinger 

 

Bürgerschaftliche Finanzierung

Die Umsetzung erfolgte durch die ProNah Genossenschaft, die sich auf die Entwicklung und Finanzierung gemeinwohlorientierter Bauprojekte spezialisiert hat. Über 30 Bürger*innen investierten gemeinschaftlich 2,4 Millionen Euro. Angesichts einer Gesamtinvestition von rund 2,4 Mio. Euro ist dieses Projekt nicht nur ein Zeugnis für die Vision und den Einfallsreichtum der Gemeinde, sondern auch für die gemeinsame Entschlossenheit, ein außergewöhnliches Wohnkonzept zu schaffen. Das Geld für den Ausbau kommt insbesondere von Personen aus der Region sowie von engagierten Persönlichkeiten, denen dieses Projekt ein großes Anliegen ist und die ihr Erspartes nicht irgendwo investieren, sondern in Kleinzell ein sinnvolles Sozialinvestment tätigen. Unterstützt wurde das Projekt u.a. durch Fördermittel des Landes Oberösterreich für Leerstandsaktivierung und Wohnbausanierung.

 

Nachhaltiges Leuchtturmprojekt

Nachhaltigkeit ist auch baulich ein zentrales Thema: Die Sanierung erfolgte ressourcenschonend, über 90 Prozent der Aufträge wurden an lokale Betriebe vergeben. Geheizt wird mit Biomasse-Nahwärme und Wärmepumpe, eine PV-Anlage deckt einen Großteil des Strombedarfs.

„Wohnen mit Service“ ist mehr als ein Wohnhaus – es ist ein sozialer Treffpunkt, ein Ort des Miteinanders und ein Leuchtturmprojekt, wie zukunftsfähiges Leben im ländlichen Raum aussehen kann. Für viele Gemeinden stellt Kleinzell ein greifbares Vorbild dar, wie mit kreativer Energie, gemeinschaftlicher Finanzierung und strategischer Bürgerbeteiligung neue Wege beschritten werden können.

 

Zusammenwirken regionaler Unterstützungsinstrumente

Das gelungene Projekt in Kleinzell zeigt, wie wirksam das Zusammenspiel verschiedener Regionalentwicklungsinstrumente gestaltet werden kann. Neben Agenda.Zukunft und der SPES-Zukunftsakademie wurden das LEADER-Programm Donau-Böhmerwald sowie das Aktionsprogramm Leerstands- und Brachenrevitalisierung des Landes OÖ in der Projektentwicklung und -umsetzung genutzt.